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Festival 1990 - Joseph Haydn (1732-1809) »Die Welt auf dem Monde (Il mondo della luna)«Joseph Haydn (1732-1809)
»Die Welt auf dem Monde (Il mondo della luna)«
Dramma giocoso in drei Akten nach Carlo Goldoni

»Die Welt auf dem Monde« wurde anläßlich der Verlobung eines Sohnes von Fürst Nikolaus Esterházy am 3. August 1777 am SchloBtheater zu Esterháza vom Komponisten selbst uraufgeführt. In dieser Buffooper nach Goldonis Komödie setzt Haydn all seine Erfahrungen und Kenntnisse ein: so stützt er sich auf die Errungenschaften der herrschenden italienischen Schule, die von der Mannheimer Schule ausgehenden gelehrten Neuerungen, Glucks Reform Vorstellungen und Themen und Tonfall aus der Volksmusik, all diese Elemente in einem harmonischen Ganzen zusammenfassend.

Aber nicht nur stilistisch zeigt sich der Komponist hier als Meister des Musiktheaters, der als Schöpfer von immerhin zwei Dutzend Opern und Singspielen mehr Aufmerksamkeit verdiente, sondern vor allem auch im eigentlich Dramatischen. Gerade in der vokalen Gestaltung greift Haydn zu entschiedener Charakterisierung der Personen, die unverwechselbar werden. So läßt zum Beispiel in Ceccos Arie »Un avaro sudaepena« («Ein Geizkragen schwitzt und leidet«) als Mondbeherrscher der musikalische Ausdruck keinen Zweifel daran, wer sich hinter den kaiserlichen Gewändern verbirgt, da keine Rede von Würde und Erhabenheit sein kann.

Die Oper ist bis ins letzte Detail ausgearbeitet und vor allem Haydns launigem Ton gelingt es, die Grenzen stereotyper Komik, wie sie damals im Schwange waren, zu überwinden: bedeutsam ist gewiß auch die Wahl eines so von Leben erfüllten literarischen Vorwurfs, wie ihn Goldonis Komödie darstellt. Nicht nur die Lächerlichkeit der Personen, die komischen und buffonesken Situationen, sondern auch die märchenhafte Atmosphäre einiger Szenen des Librettos werden vom Komponisten sorgsam ausgearbeitet.

Einige wunderschöne Arien, wie zum Beispiel die von Buonafede gesungene »Che mondo amabile« («Welch liebenswerte Welt«), sowie musikalische Kunstgriffe wie zum Beispiel Echowirkungen lassen im Zuschauer die Illusion einer magischen Atmosphäre entstehen, so daß die Leichtgläubigkeit des naiven Buonafede an Wahrscheinlichkeit gewinnt obwohl der Zuschauer ihre Ursache so leicht durchschaut.

Dieses Spiel mit Illusionen macht den eigentlichen Reiz dieser Oper aus. Die Welt auf dem Monde ist nichts als die Traumvorstellung Buonafedes von seiner idealen Welt und Ecclitico nichts als ihr Arrangeur. Er inszeniert sie wie ein Theater im Theater – als Spiel mit verteilten Rollen, Kostüm- und Bühneneffekten, in dem Buonafede Zuschauer und Hauptfigur darstellt Dieser Kunstgriff, von Goldoni nur angedeutet – im Opemdirektor von Smyrna dann thematisiert, nimmt zum ersten Mal einen Wesenszug der Opera buffa auf, der im distanzierten Rollenspiel Rossinischer Figuren seinen Abschluß findet In der Theaterillusion, wie sie hier als Well auf dem Monde vorgeführt wird, versöhnt Haydns Musik Phantasie und Komik, die Paten dieser Oper.

Hans-Christian Hauser

 

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