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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) »Die Gans von Kairo«
Oper in zwei Akten
nach dem Opemfragment »L’oca del Cairo« von Wolfgang Amadeus Mozart
bearbeitet von Jörg Paulus und Hans-Christian Hauser

Im Herbst 1783 begann Mozart (1756-1791) mit der Komposition von zwei Opern, die er beide bald liegen ließ, weil ihm die Texte zu viele Sehwächen hatten: »L’oca del Cairo« („Die Gans von Kairo«) KV 422 und »Lo sposo deluso« („Der enttäuschte Bräutigam«) KV 430. Zu diesem Zeitpunkt hatte er neben zahlreichen frühen Opern schon »Idomineo« (1780/81) und die »Entführung aus dem Serail« (1781/ 82) komponiert, außerdem das Fragment »Musik zu einer Pantomime« (Februar 1783). Später entstand die kleine Oper »Der Schauspieldirektor« (1786). dann die »Hochzeit des Figaro«: danach die übrigen großen Opern »Don Giovanni«, »Cosi fan tutte«. »Zauberflöte« und »Titus«.
Die Grundlage unserer Oper ist das Fragment »L’oca del Cairo«, dessen Text übrigens von Varesco in italienischer Sprache geschrieben ist. Es besteht aus dem Entwurf zum ersten Akt einer Oper. Musikalisch skizziert sind

  • 4 Arien (für Auretta. Chichibio und Biondello sowie eine für Don Pippo, die in ein Terzett mündet und der ein von Mozart ebenfalls komponiertes Rezitativ vorangestellt ist).
  • 2 Duette (jeweils Auretta und Chichibio: davon eines als Paralipomenon außerhalb der Handlungsfolge des ersten Aktes).
  • Ein Quartett (Celidora, Lavina, Biondello, Calandrino).
  • Ein Finale, bei dem alle sieben Sänger-Solisten beteiligt sind sowie ein Chor, der Don Pippos Wachen darstellt. (Dieses Finale hören Sie bei uns zweimal: das zweite Mal bei geändertem Text kurz vor Schluß des zweiten Aktes).

Diese Musik verwenden wir vollständig und zwar mit ins Deutsche übersetztem Text. Zu dem Fragment gehören außerdem noch Varescos Texte für einen Eingangschor, eine Calandrino-Arie, zwei parallel gebaute Cavatinen (Celidora und Lavina) und zahlreiche Dialoge (Rezitative). Zu den Dialogen habe ich selber Musik geschrieben: die übrigen Texte haben wir an Fragmente und Einzelstücke Mozarts angepaßt, die etwa zur gleichen Zeit entstanden sind. Im zweiten Akt haben wir dasselbe auch mit Texten von Ariost und Ch. M. Wieland gemacht.

Insbesondere erklingt im Verlauf unserer Oper das vollständige Fragment »Lo sposo deluso«, bestehend aus einer Ouvertüre, die in ein Quartett mündet (von uns arrangiert zum Auftritt der Gans für Auretta, Biondello, Calandrino, Don Pippo, Chichibio) einem Terzett (bei uns arrangiert für Celidora, Lavina, Calandrino und Chichibio) und zwei Arien (bei uns für Celidora und Calandrino).
Das ganze Fragment der »oca« (mit Ausnahme der Arie Don Pippo & Terzett, von der man die vermutliche Originalpartitur gefunden hat) sowie die zwei Arien aus »Lo sposo deluso« sind von Mozart nur skizziert; d.h. es liegen grundsätzlich die Gesangsstimmen vor, meist die Violoncello & Basso-Stimme und manchmal Andeutungen von Motiven anderer Instrumente. Auch die von Mozart geplante Orchesterbesetzung ist nicht immer klar. – Das Fehlende habe ich nach eigenem Ermessen ergänzt.

Weitere Stücke, die wir verwenden, sind:

  • Für Celidora und Lavina (zweimal) als »Cavatina«: Arie KV 383 (entstanden April 1782)
  • Für Lavina: Arie KV 128 (125i/417e) (entstanden Juni 1783)
  • Für Biondello: Arie KV 420 (entstanden 21. Juni 1783) als Quartett für Celidora. Lavina, Biondello und Calandrino: Notturno Nr. 5 KV 346 (entstanden 1783)
  • Für Don Pippo: »Eselshaut-Arie« aus »Figaro« KV 492 (entstanden 1786) sowie Kanon »O du eselhafter Martin« KV 560b (im Wechsel mit den drei Buben)
  • Außerdem zwei Chöre aus »Thamos von Ägypten« KV 345 (entstanden 1773. erweitert 1779): Chöre und Zwischenaktmusiken zu einem »heroischen Drama«. Davon ist einer im Original ein großer Sonnenhymnus; bei uns kündigt er am Hochzeitsmorgen freudig das große Fest und die große Schwelgerei an.

Um den Opemautomaten und im zweiten Akt die Traumatmosphäre zu illustrieren, erklingt als Ouvertüre die Fantasie für mechanische Orgelwalze f-Moll KV 608 (komponiert am 3. März 1791), am Beginn des zweiten Aktes das Adagio c-Moll für Glasharmonika und einzelne Instrumente KV 617 (komp. am 23. Mai 1791) und am Schluß das »Andante für die Walze in eine kleine Orgel« F-Dur KV 616 (komp. am 4. Mai 1791) – drei Stücklein aus Mozarts letztem Lebensjahr.

Die Musik zu den zwei »ägyptischen« Arien stammt von mir selber, ebenso (mit der einen Ausnahme, die von Mozart original vorliegt) alle Rezitatlve im ersten Akt. Die Dialoge im zweiten Akt werden alle gesprochen.

Hans-Christian Hauser

 

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