Im sechsten Jahr der Isny-Oper nahm man sich eine Rossini-Oper vor. Die Arien und Ensembles wurden auf Italienisch, die Rezitative auf Deutsch gesungen. Drei große Leinwände bildeten den Bühnenrahmen. Auf sie wurden Dias mit den phantastischen Gemälden des teils in Isny, teils nahe Vancouver (Kanada) lebenden Künstlers Horst G. Loewel projiziert, jeweils von Szene zu Szene je nach Stimmung wechselnd.
Für einige geheimnisvolle magische Szenen wurden auch Schattenspiele verwendet. Wenige prägnante Objekte aus Loewels Atelierhaus sowie ein hölzernes Pferd aus dem Nachlass der Künstlerin Ursula Dethleffs bildeten das Bühnenmobiliar.
Schamsi Kutschekmanesch, Absolventin der Deutschen Meisterschule für Mode München, schuf barocke Formen frei weiterphantasierend, ein reiches Kostümbild in starken Farben.
Das Orchester bestand inzwischen im Wesentlichen aus rumänischen Orchestermusikern, Studenten aus Tschechien sowie einigen Münchner Studenten und Musikern der Region. Hans-Christian Hauser hatte die künstlerische Gesamtleitung; er wollte Musik und szenische Darstellung unter seiner Anleitung zu einer Einheit führen.
Das Sängerensemble setzte sich zusammen aus Münchner und tschechischen Musikstudenten sowie jungen Sängern, die gerade schon im Engagement standen. Mehr zur Besetzung hier...
Die konzentrierten gesanglichen und spielerischen Leistungen fanden auch bei dieser Oper, zusammen mit der aus dem Dunkel scheinenden Ausstattung, großen Beifall bei Publikum und Presse, ebenso das Orchesterkonzert, das in der Nikolaikirche Isny gegeben wurde mit Mendelssohns Italienischer Symphonie, Haydns Cellokonzert (Ina Krauß) und Blochs jüdischem »Baal Shem« (Viktor Kosiol).
Die Oper »La Cenerentola« versuchte sich als Tourneeproduktion in den Städten Lindau, Weingarten, Tettnang, Wangen, Kempten und Kaufbeuren, musste allerdings die Erfahrung machen, dass es nicht so einfach ist, in den verschiedenen Orten ohne größeren lokalen Rückhalt zu Publikum zu kommen.
Der große Isnyer Skandal (siehe »Die Fledermaus 1993«) hatte dazu geführt, dass der Trägerverein und der Förderverein sich von Hans-Christian Hauser und der Isny-Oper lossagten; die Stadt Isny verweigerte für »La Cenerentola« den Zuschuss. Unter diesen extrem schweren Bedingungen, zu denen auch eine sich über zukünftige Jahre hinziehende Ruf-Schädigung gehörte, wurde rasch ein neuer Trägerverein gegründet, mit dem Wangener Rechtsanwalt Günter J. Neher als Vorsitzendem sowie Dr. Till Bastian, Ina Krauß, Christine Bremer-Frömmert, Peter Kübel (Salem) und anderen.
Die Stadt erkannte die gelungene »Cenerentola« sofort an, und für weitere Jahre war der Zuschuss wieder gesichert. Auch erfüllte die Isny-Oper, die sich fortan Isny-Oper-Festival nannte, von nun an die Kriterien der Landesfestivalförderung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg.
Künsterische Leitung, Inszenierung und musikalische Leitung: Hans-Christian Hauser