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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) »Der Schauspieldirektor«
Einaktige Komödie mit Musik
Text von Gottlieb Stephanie dem Jüngeren,
für die lsnyer Aufführung 1998 bearbeitet von Till Bastian
Uraufführung: Schönbrunn, 7. Februar 1786

An einen Dienstag, am 7. Februar 1786, wurde in der festlich geschmückten Orangerie des Schlosses Schönbrunn bei Wien der »Schauspieldirektor« von Mozart uraufgeführt. Anlaß dazu war ein »Lustfest«, das der umstrittene »Reformkaiser« Joseph II. für de Generalgouverneure der Niederlande und für den heimischen Adel veranstaltete. Die höfische Gesellschaft fuhr um 3 Uhr nachmittags von der Wiener Hofburg ab und nahm in Schönbrunn ein von musikalischen Darbietungen begleitetes Mittagessen ein. Anschließend wurden auf verschiedenen Bühnen zwei Stücke aufgeführt – zuerst »Der Schauspieldirektor«, dessen Libretto Gottlieb Stephanie der Jüngere (1741-1800) verfaßt hatte, anschließend die italienische Oper »Prima la musica, i le parole« von Antionio Salieri (Text: Giovanni Battista Casti).

»Der Schauspieldirektor. Eine Komödie mit Musick für Schönbrunn, bestehend aus Ouvertüre, 2 Arien, 1 Terzett und Vaudeville« – so Mozarts Tagebucheintrag vom 3. Februar 1786. Die Musik ist ihm großartig gelungen; diese »Gelegenheitsarbeit« gehört »mit ihrer Ouvertüre und den vier Musiknummern zu dem Einfallsreichsten, was Mozart geschaffen hat« (Otto Schumann).

Der Text, den Gottlieb Stephanie – von dem auch das Libretto für die »Entführung aus dem Serail« (1782) stammt – für diese Gelegenheit verfertigt hat, ist voll von Anspielungen auf seine Zeit, die zum großen Teil nicht mehr verständlich sind. Die grundlegenden Probleme des Schauspieldirektors Frank sind allerdings auch nach zweihundertzwölf Jahren noch aktuell: Mit anspruchsvollen Stücken hat er sich ruiniert, jetzt, bei einem neuen Engagement, sucht er nach einem volkstümlichen Ausweg. Probleme gibt es allerdings noch genug mit den Darstellern, den Sängerinen und Schauspielerinnen, die sich um die Gage streiten und sich Frank aufdrängen oder im aufgedrängt werden wie Madame Pfeil, die Geliebte eines reichen Bankiers, der sich erbietet, die Gage zu übernehmen, wenn Frank sie nur auftreten lasse…

Bei der Uraufführung 1786 hatte Stephanie selbst den Impresario Frank gespielt, seine Frau Marie Anne die Madame Pfeil. Die Madame Herz sang Aloysia Lange, die Schwester Constanze Mozarts, und Catharina Cavalieri übernahm die Partie der Sängerin Silberklang – ihr hatte Mozart vier Jahre zuvor die Rolle der Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« auf den Leib geschrieben, die mit ihren herrlichen Koloraturen, so Mozart »eine geläufige Gurgel« verlangt.

Der »Schauspieldirektor« wurde am 18. und am 25. Februar noch am Kärtnertortheater gegeben, »mit außerordentlichem Beifall und Zulauf«, wie es damals hieß. Danach verschwand das Gelegenheitstück wieder in der Versenkung; mehrere Versuche einer Neubearbeitung haben sich nicht recht durchsetzen können.

Die von mir überarbeitete Textfassung von 1998 folgt dem Originallibretto sehr weitgehend, hat dieses aber erheblich gekürzt und gestrafft. Die Szenen, die die Schauspieler vor Frank improvisieren, sind, was sie damals auch waren, nämlich zeitgenössisch und stammen von Arthur Miller (»Der Tod des Handlungsreisenden«) und von Eugen lonesco {»Die kahle Sängerin«). Auf die gegenwärtige Situation deuten einige wenige Wendungen hin – die allermeisten Spitzen über Kunstkritik und Publikumsgeschmack stammen von Stephanie selber. Sie verbürgen damit, wie schwer es ist, kulturelles Niveau und wirtschaftlichen Erfolg zu vereinen – heute so gut wie vor über zweihundert Jahren.

Till Bastian

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