Überspringen zu Hauptinhalt

Festival 1998 - Wolfgang Amadeus Mozart: »Die Zauberflöte«Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) »Die Zauberflöte«
Oper in zwei Aufzügen
Text von Emanuel Schikaneder
Uraufführung : Wien, 30. September 1791
Ort und Zeit: Morgenland, in sagenhafter Zeit

Wir versetzen die »Zauberflöte« in die Epoche des Spätmittelalters. Das Espantor in Isny und der beengte asymmetrische Raum davor geben uns ein Gefühl für jene Zeit. Es ist eine Zeit des Rittertums – der Einzelne muß für seine ideale kämpfen: »zum Ziele führt dich diese Bahn, doch mußt du, Jüngling, männlich siegen«. Unbestechlichkeit und Mut sind gefragt, nur so siegt Tamino in dem Spiel der bösen, zauberischen, ober auch der guten Mächte.

Es ist die Zeit der Gotik: keine üppige Zeit. In den bildlichen Darstellungen beginnt man, Gefühle präzise darzustellen, besonders Schmerz und Leiden. So leidet Pamina in ihrer berühmten Arie: »Ach ich fühl‘ es ist entschwunden, ewig hin der Liebe Glück«. An den gotischen Kathedralen beeindrucken uns phantasievolle Dämonen – auch in der »Zauberflöte« erleben wir dämonische Kräfte: die Schlange, die Königin der Nacht, Monostatos, die Feuer-und Wasserprobe; Zauberei (z.B. Papagena abwechselnd als altes Weib und junges Mädchen) und Mysterien (die drei Knaben).

Dagegen beginnen die Ideen des Humanismus sich auszubilden – hierzu paßt das Toleranz- und Weisheitsideal von Sarastros Welt. Die Gesellschaftsschichten sind klar getrennt: die Edlen mit königlichem Blut, wie Tamino und Pamina, und daneben der einfache, unbedarfte aber gewitzte Papageno, der gewissermaßen zu einer Familie von Harlekinen und Schalken gehört, die über die Commedia dell‘ Arte in den Farcen des Mittelalters ihren Ursprung haben. Für jeden gibt es ihm angemessene Aufgaben zu erfüllen.
Die mächtigen hochstrebenden Dome schließlich und die Glasfenster mit ihrer faszinierenden Wirkung fühhren uns als Hoffnung eine Licht- und Raumwelt vor Augen, die mächtiger ist als die beengte und von Krieg erfüllte irdische Welt. Durch Video-Effekte stellen wir die wie im Commedia-dell-Arte-Stil einfachen, handelnden Figuren in einen farbigen Lichthintergrund in Kombination mit Mozarts schwereloser Musik, bis zur Auflösung am Schluß: »Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht«.

Hans-Christian Hauser

An den Anfang scrollenGDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner